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Viel Meer Flüsse 04 – Stadttor, Schlamm und Pfirsiche

Viel Meer Flüsse 04 – Stadttor, Schlamm und Pfirsiche

    Der Plan für den vierten Tag meiner Radreise bestand darin, soweit wie möglich nach Süden zu kommen, denn für den folgenden Tag war reichlich Regen angesagt. Relativ lange grübelte ich während der Fahrt über meine weitere Vorgehensweise. Einen Tag Pause? Oder doch nicht? Vielleicht versuchen, ein wenig zu fahren? Eine Antwort darauf fand ich nicht wirklich.

    Mein Start in den Tag erfolgte wieder ohne Frühstück. So langsam erwartete ich auch nichts anderes mehr. Ich hatte mich so langsam an die Süßigkeiten zum Frühstück gewöhnt. Apropos gewöhnt: An die schönen Radwege an den Flüssen und Kanälen hatte ich mich auch bereits gewöhnt und wurde zum ersten mal etwas enttäuscht. Die Strecke führte mich anfangs nur über Landstraßen. Und dazu auch noch mit spürbarem Verkehrsaufkommen. Aber immerhin rollte es sich ganz gut. Immer wieder kleinere Hügel hoch und auch wieder runter. Ich erwartete, das sich die Art der Strecke bis Lyon nicht mehr verändern würde.

    Französische Landstraße.jpg

    Das erste Highlight für mich war dann auch ein Stadttor. Wer mich besser kennt weiß, das ich eine kleine Stadttor-Macke habe. Sobald ich eines sehe, habe ich das Bedürfnis hindurchzufahren. Hier lag es sowieso auf meiner Strecke. Also hindurch… i like!

    Ein Stadttor :-).jpg

    Dann sah ich endlich die Saône. Zwar nur für ein relativ kurzes Stück, aber ich nutzte die Chance für eine erste Pause. Ich aß eine Banane und trank eine kleine Dose Cola. Neben den Süßigkeiten zum Frühstück, war das die Kombination, die es auf dem Rest der Reise häufiger geben sollte. Weiterhin nutzte ich die Pause, um meinem Freund Lars ein Lebenszeichen zu schicken. Ich schmunzelte über seine Antwort: „Du bist ja bereits fast in Lyon!“

    Genau dort wollte ich zum Mittagessen sein. Viel fehlte wirklich nicht mehr. Ich war quasi schon fast in den Vororten der Stadt. Ich war gespannt und freute mich. In Lyon wartete ein kleiner „Schlenker“ im Track auf mich. Ich wollte unbedingt durch den Croix-Rousse-Tunnel fahren. Einen fast 2 Kilometer langen Tunnel, der unter der Stadt verläuft. Direkt neben dem Straßentunnel wurde ein zweiter Tunnel für Radfahrer, Fußgänger und Busse angelegt. Das besondere daran: Lichtanimationen an den Tunnelwänden.

    Croix-Rousse-Tunnel.jpg

    Durch den Tunnel verließ ich die Saône und wechselte an die Rhone. Dieser folgte ich nun in Richtung Süden, direkt am Ufer entlang. Dieser war schön ausgebaut. Breite Fuß- und Radwege, Straßencafés und für eine Großstadt ziemlich viel grün. Meine Mittagspause machte ich allerdings erst einige Kilometer später. In der Nähe des Bahnhofs entdeckte ich am linken Straßenrand eine Bude, welche Churros verkaufte. Da hatte ich Bock drauf. Wollte umdrehen und sah dann doch eine Bäckerei, welche belegte Brote verkaufte.

    In sekundenschnelle war mein Plan Geschichte. Ich entschied mich für den Bäcker. Ein Lachsbaguette und natürlich wieder Cola. Dir Churros wollte ich mir zum Nachtisch holen. Aber auch dazu kam es nicht. Nach dem Brot hatte ich keinen Hunger mehr. Ich wollte möglichst schnell wieder aus der Stadt raus. Im nachhinein muss ich allerdings sagen, das Lyon für mich die schönste französische Großstadt auf meiner Strecke war. Vielleicht ist das allerdings nur Zufall. Da ich ja immer nur sehr kurz in den Städten gewesen bin.

    Nach der Pause verließ ich Lyon in südlicher Richtung. Allerdings nicht allein. Ich hatte schon wieder jemanden in meinem Windschatten. Dieses mal konnte ich ihn allerdings recht schnell abhängen. Der Track führte mich am Ufer der Rhone entlang. Mal auf der linken und mal auf der rechten Seite. Je nachdem auf welcher Flussseite der Weg besser war.

    Allerdings wurde das Wetter schlechter. Es war zwar trocken, aber am Himmel zogen dunkle Wolken auf, die ziemlich bedrohlich aussahen. Sie waren dann schließlich aber doch recht harmlos. Mehr als ein klein wenig Nieselregen brachten sie nicht hervor. Meine Stimmung war gut und ließ sich auch durch die stellenweise recht vielen Wurzeldurchbrüche auf dem Radweg nicht trüben.

    Regenwolken am Ufer der Rhone.jpg

    Wie am Vortag startete auch hier wieder eine Kette von Zufällen, die zusammen eine stimmige Geschichte ergaben. Auch an der Rhone gab es kurz vor meiner Radreise Hochwasser, welches teilweise auch die Radwege direkt am Ufer überschwemmte. Natürlich waren die Wege wieder passierbar, allerdings wurde mir der Nieselregen zum Verhängnis. Durch das Hochwasser blieben Schlamm und Dreck auf den Wegen zurück. Nach nur wenigen Metern auf diesen Wegen sah ich aus wie ein Schwein. Meine Beine waren bis zum Oberschenkel komplett mit Schlamm bedeckt.

    Ich überlegte, ob ich mich und mein Rad unterwegs irgendwie reinigen könnte. Aber irgendwie war das sinnlos, denn die schlammigen Stellen wiederholten sich alle paar Kilometer. Immerhin wurde ich vorgewarnt, denn vor den Schlammstellen stand immer ein Warnschild, das darauf hin wies, das der Uferbereich im Überflutungsbereich des Flusses lag.

    Schlammschlacht an der Rhone.jpg

    Nach circa 75km entfernte sich mein Track dann doch etwas vom Fluss. Es ging in die Weinberge. Ich probierte die ersten Weintrauben. Der Gedanke zur Reinigung des Rades kam wieder hoch. In den Weinbergen konnte ich allerdings nicht mehr auf das Wasser vom Fluss zugreifen. Ich überlegte lange, ob ich meine letzten Wasserreserven zur Reinigung nutzen sollte. Entschloss mich dann doch dafür, das Opfer zu erbringen. Ich hatte mein Hotel bereits gebucht und wusste das mein Rad mit ins Zimmer konnte. Aber so wie es aussah, wollte ich dies nicht.

    Leckere Pfirsiche .jpg

    Mein Hotel war ein typisches Autobahnhotel am Stadtrand. Mitten in einem Industriegebiet. Kein Restaurant und auch kein Supermarkt in der direkten Umgebung. Beim Check-In fragte ich direkt nach, ob es in der Nähe nicht vielleicht doch was geben würde. Mir wurde das Stadtzentrum empfohlen. Zu weit entfernt um die Strecke zu Fuß zurückzulegen. Also entleerte ich im Hotelzimmer nur schnell meinen Rucksack und setzte mich wieder aufs Rad.

    Circa 2 Kilometer vom Hotel entfernt fand ich einen Dönerimbiss. Das sollte mir reichen. Aber da der Döner am Vortag nicht so toll war, probierte ich etwas anderes. Tacos. Kenne ich eigentlich nur vom Mexikaner. In Frankreich beim Dönerimbiss ist das eher sowas, wie bei uns der Dürum Döner oder die türkische Pizza. Allerdings mit sehr viel Käse. Und klar, dazu wieder Cola. Alles zum Mitnehmen.

    Ich radelte zurück zum Hotel. Im Zimmer aß ich dann mein Essen und versuchte mir einen Plan für den nächsten Tag zurecht zu legen. Es war nämlich Regen angesagt. Viel Regen …

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