Zum Inhalt springen
Why so serious?- Unterwegs mit Stefan

Why so serious?- Unterwegs mit Stefan

    Unterwegs mit Stefan war ich schon öfters. Die Touren waren meist verrückt, mal mehr mal weniger. Geprägt von epischem Wetter, teilweise unbefahrbaren Wegen und trotzdem, oder gerade deswegen, immer von bester Stimmung geprägt. Was sollte also schon schiefgehen, wenn Stefan als Ziel den polnischen Ort Sagan vorschlägt!?

    Warum Sagan?

    Vor etwa 3 Jahren stürzte ich mit dem Rad und brach mir das Schlüsselbein und damit hatte ich mitten im Sommer richtig viel Zeit. Ich schaute die Tour de France. Quasi jeden Kilometer und dann auch noch die Interviews und Tageszusammenfassungen. Dabei fiel mir ein Fahrer auf, dessen Art mir gefiel: Peter Sagan. Seine lustige, nicht immer ganz ernste Einstellung zum Leben entspricht meiner. Also kopierte ich sein Lebensmotto „Why so serious?“ und fragte nicht lange nach dem Sinn einer Radtour nach Sagan.

    Am Ziel - Sagan.jpg

    Die Tour

    Im Gegensatz zu den anderen Touren mit Stefan nahm ich die Planung der Stecke selbst in die Hand. Damit fühlte ich mich auf der sicheren Seite. Konnte quasi nicht episch werden, wurde es dann aber doch. Während der Fahrt überlegte ich bereits: Wird eine Tour zur Meisner-Tour, wenn er sie plant und einlädt oder aber reicht es aus, wenn er sich auf sein Rad schwingt? Oder lag es einfach nur an Peters „Why so serious?“?

    Polnische Landstraße.jpg

    Wahrscheinlich liegt es aber an Stefan. Ich weiß nicht warum, aber wenn man mit ihm unterwegs ist, passiert immer irgendwas. Pläne halten nicht lange und am Ende bleiben viele Erlebnisse hängen.:

    Das Wetter

    Den Termin der Tour hatte ich Stefan vorgeschlagen und er suchte dazu das passende Wetter aus. Mit 35 Grad leicht warm, trocken und irgendwie trotzdem sehr feucht. Aber alles halb so schlimm. Stefan nahm sogar noch Armlinge mit. Wozu auch immer.

    Die Straßenstrich-Situation

    Wie üblich fuhr Stefan auch dieses Mal wieder ohne Track. Alle Abbiegehinweise kamen von mir. Notfalls mit schreien. Natürlich kam es zu einer Situation, die ich vorher hätte erkennen müssen. Stefan fuhr vorne, ich mit einer kleinen Lücke hinterher. Und zack rauschte Stefan an einer Abzweigung vorbei. Ich schrie ihm noch mehrfach hinterher aber er reagierte nicht. Ich entschied mich falsch und blieb kurz an der Kreuzung stehen. Damit war es für mich nicht mehr möglich Stefan einzuholen und schreien brachte mit größer werdender Distanz auch nichts mehr. Also nahm ich mein Telefon in die Hand und versuchte ihn zu erreichen. Klappte auch nicht. So stand ich dann da am Straßenrand, wie eine Prostituierte auf dem Straßenstrich. Vllt. mit dem Unterschied das bei mir höchstens die Beine gut aussehen. Aber egal, zahlende Kundschaft war eh keine in der Nähe. Nach etwa 10 min erreichte ich Stefan dann doch und fragte ihn, ob er Lust hätte wieder zum Track zurückzukommen. Ergebnis: 13 Extrakilometer für ihn.

    Der Panzerweg

    Direkt nach der verpassten Kreuzung kam das Highlight meiner Steckenführung. Ein polnischer Radweg. Schön mit rotem Symbol und der Nummer 28 gekennzeichnet. Es war ein Betonplattenweg im mieserablen Zustand. Zwischen den einzelnen Platten waren teilweise 10-15cm Beton ausgebrochen. Zusätzlich noch die üblichen Absätze. Und das nicht über einem Kilometer: Nein es waren 10km, die eigentlich nur mit einem Panzer zu befahren waren. Aber sicherlich auch nur, wenn dieser spezial gehärtete Ketten besitzen würde. Was ein schlechter Weg!

    Polnische Panzer-Radstraße.jpg

    Das Wetter – Polnische Freundlichkeit

    Ich weiß nicht ob ich das Wetter schon erwähnt habe, aber die Temperatur war echt krass. Es war so heiß, das wir mit unseren 2 Trinkflaschen immer nur etwa 25 Kilometer weit kamen. Ständig mussten wir nachfüllen. Und das mitten in der polnischen Pampa. Normalerweise ist es schön, wenn der Track größere Städte meidet, so kann man dem Autoverkehr gut aus dem Weg gehen. Bei dem Wetter war das tötlich. Es lagen keine Supermärkte und auch keine Tankstellen am Track. So fragten wir einfach Passanten, die zufälligerweise draußen in ihren Vorgärten waren. Überall bekamen wir das kostbare Nass. Eine Frau schenkte uns sogar eine weitere 1,5l PET Flasche Mineralwasser. Danke dafür.

    Wasserflaschen-Auffüll-Pause.jpg

    Das Gewächshaus

    Irgendwo auf dem Weg in Richtung Oder fuhren wir wieder auf einem schrecklichen Stück Straße. Zwar asphaltiert, aber dieser nicht mehr im besten Zustand. Sehr rissig und damit auch holperig. Ja stellenweise schien die Straße zu schmelzen. Zumindest klebte etwas Teer an meinen Rädern und sorgte für komische Fahrgeräusche. Genau auf diesem Teil der Strecke überholten wir eine gut gelaunte polnische Familie. Drei Fahrräder: Mutter mit 2 Kindern.

    Kurze Zeit später waren unsere Wasserflaschen schon wieder leer. Also hielten wir an einer Bushaltestelle an, tranken etwas und füllten die geschenkte PET-Flasche in unsere Flaschen um. Nach ein paar Minuten fragte ich Stefan, ob es klug ist, sich bei 35 Grad in eine verglaste Bushaltestelle zu setzen. Scheinbar war ihm noch nicht warm genug. Die Armlinge wollte er aber auch nicht anziehen. Und als ich drüber am lachen war, kam natürlich die polnische Familie mit ihren Rädern wieder vorbei und stürzte sich mutig auf eine Schotterstraße. Sie sind es wohl gewohnt.

    Das Gewächshaus .jpg

    Das Ende

    Wieder auf deutscher Seite angekommen gingen uns so langsam die Optionen aus, wo wir unsere Trinkflaschen auffüllen konnten. Müllrose erreichten wir 3 Minuten zu spät, so das der dortige Supermarkt schon geschlossen war. Der Ort war zwar schön, aber 3 Minuten nach 8 wie ausgestorben. Neben dem Supermarkt war noch der Besitzer eines Asia Imbisses dabei, sein Geschäft zu reinigen. Dort fragte ich nach Wasser.

    Unsere nächste Pausen Möglichkeit war dann circa 55 Kilometer weiter bei einer Tankstelle in Spreenhagen. Den ganzen Tag über hatte ich probiert mit meiner Salamitaktik mit dem Wetter klar zu kommen. Also in jeder Pause Salami zu Essen, dazu eine oder zwei Cola und natürlich Wasser für die Flaschen. In Spreenhagen funktionierte das nicht mehr. Auch wenn es von dort noch 30 Kilometer bis nach Hause waren, gönnten wir uns dort ein Zielbier. Dabei belauschten wir zwei polnische LKW-Fahrer, die dort an der Tankstelle ihren Feierabend verbrachten.

    Nach dem Zielbier brachte mich Stefan quasi noch bis nach Hause. Vor meinem Tor verabschiedete er sich mit einem „Wünsche dir eine gute Fahrt“ – „Ja Stefan. Die 50 Meter lange Auffahrt schaffe ich nun auch noch.“ 🙂

    Weiter Fotos in meiner Fotogalerie.

    P.S. @Stefan: Es gibt in Aserbaidschan noch ein Sagan. Falls du noch etwas Urlaub haben solltest … da ist es sicher auch nicht ganz so warm.

    Schlagwörter:

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert